Samstag morgen, 6 Uhr der Wecker klingelt nicht, den habe ich schon vor gut einer halben Stunde aus gemacht. Ich konnte nicht mehr schlafen, war einfach doch zu aufgeregt. Auch in der Nacht bin ich häufiger wach geworden, lag aber an meinem Durst, hervorgerufen von meiner „Pastaparty“ am Vorabend in Form eines Döners. In der Nacht war der Himmel ständig sternenklar, ich wollte mir nicht wirklich vorstellen, dass das Wetter wirklich so schlecht werden sollte. Aber es wurde! Schon kurz nachdem ich los bin, kamen schon die ersten Schauer runter und der Himmel war einfach nur grau.
In Troisdorf angekommen, goss es schon mal in Strömen, Regenjacke an und erst einmal die Startunterlagen abholen. Kurz danach habe ich dann auch Markus Schubath getroffen und auch Arndt Ollig sprach mich dann an. Schon irgendwie lustig, wenn man Menschen, die man bisher nur aus Facebook und Co kennt, dann im realen Leben trifft. Der Regen hatte zu diesem Zeitpunkt zwar etwas nachgelassen, aber es regnete und das sollte die ersten drei Stunden auch so bleiben. Nachdem wir uns dann ausgetauscht hatten, was man denn nun am Besten anzieht, hat sich jeder soweit vorbereitet, wobei ich natürlich als Anfänger mir keine Gedanken gemacht hatte, vielleicht eine Kiste, die Wasserdicht ist, mitzunehmen, um Getränke, Gels oder sonstiges in der Verpflegungszone zu deponieren. Am Start haben wir dann auch noch Birger Jüchter getroffen und dann ging es auch schon los. Letztes Jahr habe ich das Teilnehmerfeld noch an der Spitze liegend über die erste Runde gebracht ;-), diesmal ließen wir es natürlich gemächlicher angehen. Trotz des miesen Wetters, ließen wir uns den Spaß nicht nehmen, allerdings stellte sich schnell heraus, dass der kleine Deich hinter dem Stadion, sich langsam in einen wahren Schlammwall verwandelte. Dieses Teilstück stellte mit jeder Runde eine echte Herausforderung dar.
Die ersten beiden Stunden vergingen eigentlich wie im Flug. Hier hatten wir dann auch schon die 25 Kilometer erreicht und trotz des ewigen Regens, ging es mir sehr gut. Ich hatte keinerlei Probleme mit Muskeln, Sehnen oder sonstiges. Nach 10 Kilometern habe ich mir das erste Gel reingedrückt, zwischendurch an der Verpflegung ab und zu ein warmes Wasser, das nächste Gel dann allerdings erst bei Kilometer 25. Irgendwann hat dann Markus etwas Probleme mit dem Knie bekommen und so bin ich dann alleine weiter. Sicherlich würde er mich später wieder einholen, wie schon zweimal vorher. Aber diesmal kam er nicht – aber ich machte mir keine Sorgen, das wird schon wieder und ich fühlte mich weiterhin sehr gut. Bei Kilometer 34 und 37 hatte ich dann mal kurze Gedanken an den Hammer, der ja bei mir immer regelmäßig beim Marathon auftaucht. Zumal ich dieses Jahr nur einmal 30 Kilometer gelaufen bin. Meine langen Läufe bestanden hauptsächlich aus 25 Kilometern – mehr nicht. Aber die Gedanken an den Hammer und die ausbleibenden Reaktionen ließen mich einfach weiter laufen. Und dann kam der Moment, als ich die Marathonmarke erreicht hatte. Knapp unter 3:30 – alles was jetzt kommt ist Neuland, aber ehrlich, es fühlte sich genauso an wie vorher. Erst als ich dann wieder auf Markus traf, so bei Kilometer 45-46 und er mich fragte, wie weit ich denn schon sei, habe ich es so richtig realisiert, was ich bisher geschafft hatte. Markus konnte zu diesem Zeitpunkt mein Tempo nicht mitlaufen und so bin ich dann der geplanten 50 Kilometer Marke entgegen gelaufen und es hatte doch tatsächlich auch aufgehört zu regnen. Noch zwei Runden musste ich absolvieren und dann war die für mich unvorstellbare Marke erreicht. Aber jetzt merkte ich doch, das Tempo, welches ich gelaufen war, war einfach zu schnell. Auch dieser Schlammweg hatte mir ordentlich zugesetzt. Meine beiden Leisten begannen auf einmal zu schmerzen, das es eigentlich nicht mehr möglich war, zu laufen. Nach 4:12 h hatte ich dann die 50 Kilometer erreicht und dann musste ich tatsächlich das erste mal Gehen. Aber mit einem ordentlich breiten Grinsen, bin ich dann wieder los getrabt und wollte irgendwie wieder in einen ordentlichen Laufschritt rein kommen. Aber die Schmerzen wollten einfach nicht weniger werden und auch das rechte Knie meldete sich, was sicherlich mit einem ungewohnten Laufstil zu tun hatte. Das nächste Problem kam dann auch recht schnell, durch das langsame Tempo und den nassen Klamotten begann ich zu frieren. Ich zitterte wie Espenlaub und auch die Anfeuerung der Zuschauer halfen dann nicht mehr. Nach dem nächsten Zieldurchlauf war für mich das Abenteuer Ultra beendet. Ziemlich fertig ging ich Richtung Auto, um mir eine Jacke zu holen um dann Markus abzupassen. Ihm ging es mittlerweile wieder richtig gut und er drehte eine Runde nach der anderen. Das macht sicherlich einen richtigen Ultraläufer aus, der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und zieht das einfach durch. Jetzt freute ich mich auf eine heiße Dusche und endlich raus aus den nassen, dreckigen Klamotten. Die letzten 45 Minuten stellte ich mich dann an die Strecke und feuerte die noch verbliebenen Läufer und Läuferinnen an. Es ist schon erstaunlich, das Menschen, denen man das eigentlich nicht ansieht hier mal so eben 6 Stunden laufen. Klar, jeder in seinem Tempo, aber dann doch über eine so lange Zeit. Wenn ich langsamer gelaufen wäre, nicht teilweise einen Schnitt unter 5:00 Minuten, dann hätte ich vielleicht auch die 6 Stunden durch gehalten – aber das mit dem langsamer ist bei mir ja so eine Sache. Ich möchte mich auch an dieser Stelle nochmals bei meinem Mitläufer Markus ganz herzlich bedanken, der mich begleitet hat bei diesem Abenteuer und vielleicht ja doch bis im Januar in Rodgau.
Aber darf ich mich denn nun als Ultra-Läufer bezeichnen? Ich kann das immer noch nicht so richtig beantworten- Bei jogmap hatte sogar einer seinen 6 Stundenlauf als DNF bezeichnet, weil er nach 50 Kilometern und vor dem Böllerschuss aufgehört hat. So sehe ich das nun überhaupt nicht.
Aber ob ich jetzt häufiger auf den Ultra-Strecken anzutreffen bin, kann ich jetzt auch noch nicht beantworten. Ich denke, das muss sich jetzt erst einmal auf mich einwirken und außerdem habe ich da noch mit der Marathon Strecke noch eine Rechnung offen…..
Laufmeister – Immer schön laufen lassen!
Meine Mitstreiter:
YES, youcan 🙂
Respekt!
Und ja, du bist ein Ultra