Rhein-Ruhr Marathon: Man braucht halt noch Ziele

3:03:52

Urkunde Rhein-Ruhr-Marathon 2011

Eigentlich müsste ich enttäuscht sein, schließlich habe ich mein Ziel „wieder“ nicht erreicht. Aber ich bin es nicht. Schließlich habe ich mit Platz 30 Gesamt und Platz 7 in der Altersklasse etwas erreicht, von dem ich nicht zu träumen gewagt hätte. Nun aber zum Bericht:

Die Anreise war völlig unkompliziert, Parkplätze ohne Ende, Startunterlagen abholen eine Sache von 2 Minuten, es schien hier alles perfekt organisiert zu sein. Für den Start gab es zwar eine Verzögerung von 10 Minuten, da diese aber bereits frühzeitig angekündigt wurde, konnte sich da jeder sehr gut drauf einstellen.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, machte ich mich Richtung Start auf und habe dann dort auch tatsächlich Claus @calceola getroffen. Irgendwie ist die Welt doch wirklich klein, selbst wenn knapp 6.000 Menschen rumrennen. Auch Elke soll natürlich erwähnt sein, die den Halben gelaufen ist, aber auch schon den Marathon hier gefinisht hat.

Nach dem ich mir den Start der Halbmarathonis angeschaut hatte, ging es für mich zum warm laufen. Dabei kamen mir allerdings schon die ersten Zweifel, da sich meine Beine etwas schwer anfühlten. Das gibt sich wieder, habe ich mir eingeredet und mich dann hinter den 3 Stunden Zug Läufer aufgestellt. Nachdem dann endlich alle Favoriten, ehemaligen Sieger und sonstige Leute vorgestellt waren, ging es dann, trotz klemmender Startpistole endlich auf die Strecke. Die Beine fühlten sich wieder sehr gut an, die Temperaturen waren mit geschätzten 13 Grad sehr angenehm, es war bewölkt, hatte sogar kurz leicht getröpfelt. Aber der Wind war doch schon recht stark. Und so war eigentlich schon klar, man sollte in einer Gruppe laufen, damit man den Windschatten ausnutzen konnte, um Kräfte zu sparen. Unser Tempoläufer Sven war ein perfekter Guide. Er kennt die Strecke, jede Menge Menschen am Straßenrand und wusste immer genau, wann wir mit Gegenwind zu rechnen hatten und forderte uns dann auf, in einer Reihe schön hintereinander zu laufen. Das muss schon ein schönes Bild gewesen sein.

Die 10 km Marke haben wir dann in 42:26 genommen, schon sehr perfekt. Sven (Startnummer 300) war als Pacemaker sehr perfekt, hatte immer einen guten Spruch drauf, lief locker die km runter, als wenn das alles total leicht wäre. Wie ein Uhrwerk!

3 Stunden Läufergruppe

Die Stimmung an der Strecke war dort, wo Zuschauer standen einfach super. Es gab natürlich auch Passagen, gerade am Hafen, wo wir ziemlich einsam waren, aber plötzlich tauchte dann auch wieder eine Sambagruppe auf oder eine Verpflegungsstelle und schon war wieder Stimmung da. Überhaupt waren die Verpflegungsstellen fast ausnahmslos super. Ich hatte zwar im Verlauf des Rennens den Eindruck, dass es fast jeden km eine Verpflegung gab, das lag aber sicherlich an den schwindenden Kräften.

Die Kilometermarke 20 haben wir dann bei einer Zeit von 1:24:38 genommen. Auch hier waren wir voll im Soll, im Schnitt eine 4:14, es lief einfach super. Nun war der Wind auch nicht mehr ganz so extrem von Vorne, so dass man ein wenig versuchen konnte, Kräfte zu sparen. Dann kam auch schon die HM-Matte: 1:29:28 (!) So kann es weiter gehen und ich hatte nicht den Eindruck, dass hier irgend etwas schief gehen sollte. Die Gruppe um unseren Tempomacher war mittlerweile allerdings immer kleiner geworden. Auch begannen wir, die, wie Sven es sagte, allzu optimistischen Läufer einzusammeln. Langsam verzogen sich auch die Wolken und hier und da waren die ersten direkten Sonnenstrahlen zu sehen. Es wurde langsam wärmer und bei jeder Verpflegung habe ich mir das Wasser auf die Hirse geschüttet. Als wir an einem irgendwo klingelnden Telefon vorbei kamen, deutete Sven an, dass es sein könnte, dass auch er einen Anruf bekommt und dann das Rennen entweder abbrechen oder aber Gas geben müsste, da seine Frau mit dem Geburtstermin am Montag ausgezählt ist. Na super, das kann ja lustig werden. Aber es kam kein Anruf und im Stadion stand sie dann auch im Ziel. Euch beiden alles Gute!

Die nächste Marke war dann die 30 km und auch bis jetzt, lief es perfekt, zu perfekt?? Die Zwischenzeit: 2:06:45 immer noch ein Schnitt von 4:14. Die Gruppe wurde immer kleiner und dadurch verringerte sich die Möglichkeit, im Windschatten Kräfte zu sparen. So langsam spürte ich meine Oberschenkel wieder. Ich versuchte, meinen Schritt etwas zu verkürzen und schüttete mir Wasser über die Beine. Ich merkte, ich kann dieses Tempo einfach nicht mehr mitgehen, aber ich wollte einfach nicht abreißen lassen. Wenn ich das jetzt mache, bin ich völlig alleine, gegen den Wind, gegen die Sonne und gegen den Drang, stehen zu bleiben. Bei km 35 war ich nicht mehr in der Lage, das Tempo mit zugehen. Ich wollte, aber konnte nicht mehr. Ich ließ die Gruppe ziehen, war aber entschlossen, nicht aufzugeben! Ich kämpfte gegen die Schmerzen in den Oberschenkeln und habe durch eine Schutzhaltung mir zu allem Überfluss auch noch eine fette Blase unter dem rechten Fußballen gelaufen. Nun musste ich also die letzten 7 km alleine laufen. Ich versuchte, das Tempo möglichst irgendwie aufrecht zu halten. Auf die Uhr habe ich jetzt nicht mehr geschaut, konnte aber noch zwei weitere Läufer überholen. Der Zuspruch von den Zuschauern war aber immer großartig und das hat mir unheimlich geholfen.

Zuspruch an der Strecke

Zwei Mädchen standen am Rand und hielten auf einer großen Tafel die Platzierungen der Läufer hoch, für mich stand dort eine 32. Kann dass sein? Mir tat einfach nur noch alles weh. Ich versuchte weiterhin, einfach weiter zu laufen. Egal wie schnell, bloß nicht stehen bleiben. Bei km 40 hat mich dann Jürgen Gersch fotografiert, ich habe von dem allem nichts mehr mitbekommen. bei km 40 Hier kann man aber schön sehen, dass ich den rechten Fuß nach außen setzte, damit ich die Schmerzen der Blase irgendwie entgehe.

Und dann endlich, der letzte Kilometer. Noch einmal alle Kraft zusammen nehmen, die letzte Kurve Richtung Stadion und werde dort vom Moderator davor mit Namen und als Laufmonster angekündigt. Durch das „Marathontor“ und rein in das Stadion. Das war in diesem Augenblick Gäsehaut pur. Dies kann man sogar auf den Fotos erkennen.

Zieleinlauf mit GänsehautZieleinlauf mit Gänsehaut

Nach der letzten Kurve im Stadion konnte ich dann auch die Uhr sehen. 3:03:xx, ich wollte auf jeden Fall bei der 3:03 bleiben. Dann nur noch durch das Spalier der Cheerleader durch und dann war ich im Ziel. Mir tat alles weh, die Oberschenkel brannten, der Fuß mit der Blase schmerzte mit jedem Schritt, aber ich war glücklich. Ich war absolut nicht enttäuscht, ich hatte alles gegeben, aber es soll einfach noch nicht sein. Ich bin sicher, das wird schon irgendwann werden. Man braucht halt noch Ziele!

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Die Zielverpflegung war dann leider hinter dem Stadion aufgebaut, so musste man erst einmal wieder raus gehen, so etwas Wasser direkt nach dem Zieleinlauf wäre schon klasse gewesen. Aber auch die Zielverpflegung ließ keine Wünsche offen. Es gab noch genügend, obwohl ja vorher die Halbmarathonis schon darüber hergefallen waren 😉

Den Marathon kann ich absolut empfehlen. Ist ja auch einer mit der Älteren in Deutschland, zwar ein Stadtmarathon, aber überhaupt nicht auf Groß und Pompös gemachte Veranstaltung. Sehr gelungen und bestimmt nicht mein letztes Mal. Vielen Dank an die Organisatoren, die unermüdlichen Helfer, bis auf den Jungen, der mir bei km 36 einen leeren Wasserbecher gegeben hat :## und natürlich Sven Schultz-Bargmann für seine Führungsarbeit, wenn ich auch nicht mithalten konnte.

Laufmeister – immer schön laufen lassen

11 Kommentare

  1. Super Zeit, tolle Leistung und mitfühlender Bericht! Das geht doch kaum besser! Vielleicht in Wesseling! Gute Erholung.
    Mitmonster Harald II

  2. Hallo Kay !

    Tja, was soll man dazu sagen….
    HUT ab zu Deiner Leistung, herzlichen Glückwunsch zu der tollen Zeit und der Platzierung.
    Jetzt wünsche ich Dir eine schöne Erholungsphase und das Deine ungewollte „Bereifung“ bald weg ist.
    Liebe Grüße Viola

    P.S.: Vielleicht kannst Du mir mal sagen, was Du Dir so bildlich vorgestellt hast, vielleicht klappt es dann bei mir in Berlin mit sub 4 🙂

  3. Auch wenn Du Dein persönliches Ziel nicht erreicht hast: dieser Lauf war wieder mal eine SUPER-Leistung, auf die Du absolut stolz sein kannst: ganz herzlichen Glückwunsch dazu!

    Und die schönen Bilder haben Erinnerungen wach gerufen: ich war mit meinem Schatz und meinem Bruder letztes Jahr in Duisburg. Wenn Du magst – hier sind Bericht und Bilder: http://www.eduard-andrae.de/rhein-ruhr-marathon-fazit/

  4. Auch wenn es nicht für die unter 3Std geklappt hat kannst du erneut sehr zufrieden sein mit deiner Leistung und der Platzierung! Du hast dich ordentlich durchgebissen und mit einer fetten Blase läuft es sich da natürlich auch nicht mehr so toll!

  5. Auch von mir Glückwunsch zum erfolgreichen Ergebnis und danke für den fesselnden Bericht. Ich finde es gerade spannend, die ganzen Laufberichte in den Blogs zu lesen – endlich wird darüber mehr gebloggt (und Saison-bedingt) wieder auch mehr gelaufen..

  6. Hallo, Kay, es gibt sie also noch, die schnellen Läufer !

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem erneuten Erfolg, beim nächsten Mal fällt die 3 – da bin ich sicher !

  7. Hallo Kay,
    ich habe am Sonntag schon ständig bei Twitter reingeschaut, ob Du oder jemand anders aus der „Szene“ eine Zeit von Dir gepostet hat. Aber nix!

    Auf der Website des Marathons konnte ich dann später die Ergebnisse sehen. Um so mehr war ich auf Deinen Bericht gespannt!

    Glückwunsch zu dieser tollen Leistung! Wieder absolut am Limit gelaufen, wieder eine Klassezeit – Wahnsinn!

    Puh – was für eine Qual – völlig allein gegen die Zeit zu laufen! Jeder Läufer weiß, wie verdammt hart das ist!

    Aber auch wenn es (wieder) nicht die ersehnte sub3h war, dafür muß wohl wirklich ALLES auf den Punkt stimmen. Doch ich bin mir sicher, DU holst Dir diesen ganz persönlichen Pokal noch!

    Grüße aus Köln!
    Mario

  8. Welch eine unglaubliche Kampfleistung, 3:03:52, für mich unfassbar!

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser gigantischen Leistung, lieber Kay, und hey, wenn mal alles passt und du völlig schmerzfrei bist, und da bin ich mir ganz sicher, wird die 3 fallen, und wie!

    Herzliche Grüße,
    Steffen

  9. So war das also da Vorne 🙂 Ich bin ja mehr so bei den 4 Stunden rumgegondelt. Hat mich aber gefreut Dich vorher gesehen zu haben. Das geht halt wunderbar in Duisburg, weil die es nicht so mit den Startblöcken haben was ich als sehr angenehm empfinde.

    Ich schrieb ja schon, die 2:5X wird kommen irgendwann, da habe ich wenig bedenken. Tollen Wettkampf den Du abgeliefert hast.

    Duisburg kann ich auch nur wärmstens (hehe) empfehlen, kein Gedränge am Start, und Einlaufen in ein Stadion ist immer wieder schön. Auf mich wartete da jemand mit einem Bier, was ich ganz okay fand.

    Der nächste Marathon kommt bestimmt. Bis dahin viele schöne Kilometer.

    1. Hallo Claus,

      ja so war das da Vorne. Mein Bier musste ich leider selber holen. Schön das wir uns getroffen haben und den gemeinsamen Lauf bekommen wir auch noch irgendwann hin.

      LG Kay

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