Kommen wir nun zum zweiten Teil meiner Geschichte und der Frage, kann man mit zunehmendem Alter, einer Familie und einen Beruf, der einen immer mehr einspannt, das bisher erreichte Niveau halten oder gar noch verbessern. Im ersten Teil war ich bis in das Jahr 2006 gekommen.
Das Training im Winter und Frühjahr verlief nicht ganz so optimal. Hatte ich zumindest damals den Eindruck. Aber der erste Wettkampf über 10 km im März fing ganz vielversprechend an. Auf einer profilierten Strecke erreichte ich damals eine 40:39, was mich natürlich für die künftigen Rennen hoffen ließ. Aber eines hatte ich gelernt: Es geht nicht alles auf einmal. Daher wollte ich mich auf den Marathon konzentrieren und dort eine neue Bestzeit laufen. Im Frühjahr sollte es in Düsseldorf sein. Das Ziel war unter 3:30 zu bleiben. Die HM Zeit in der Vorbereitung mit 1:33:17 (neue PB ) deutete darauf hin, das dies machen war. Allerdings ließ ich mich durch diese neue Bestzeit blenden und glaubte, 3:30 ist zu wenig, ich wollte mehr. Es kam natürlich wie es kommen musste: 3:42 mit vielen Gehpausen und dann im Ziel sogar die Sanitäter aufgesucht, weil der Kreislauf nicht mehr mit machen wollte. Eindeutig zuviel zugemutet.
Aber ich ließ den Kopf nicht hängen und habe mir dann überlegt, welche Marathonstrecke ist schnell: das konnte nur Berlin sein. Also angemeldet und mir einen Plan besorgt und dann habe ich trainiert wie noch nie zuvor. Sicherlich habe ich in dieser Zeit ein wenig mein Umfeld vernachlässigt, aber ich war irgendwie besessen. Nach kurzer Zeit stellten sich auch schon die ersten Erfolge ein: 10 km und eine 40:06 – so ein Mist! Aber auch im HM konnte ich meine Bestzeit um fast 6 Minuten auf 1:27:41 steigern. Die ganze Schinderei zahlte sich aus, aber zu welchem Preis? Dies zeigte sich dann 4 Tage vor dem Berlin Marathon. Da wollte ich im Büro nett sein und einer Kollegin beim Stühle schleppen helfen und es passierte, *knack* wie ein Blitz schoss der Schmerz in mein Kreuz. Ich konnte mich kaum noch bewegen. So eine Sch****, da war ich in der Form meines Lebens und dann das. Selbst Massagen und Spritzen zeigten kaum Wirkung, ich musste die Reise absagen. Völlig frustriert bin ich dann eine Woche später in Köln unter nicht mehr ganz so starken Schmerzen, aber trotzdem eine neue Bestzeit von 3:23 gelaufen, über die ich mich aber nicht wirklich freuen konnte. Unter normalen Bedingungen wäre sicherlich mehr drin gewesen. Dies zeigte sich dann auch 14 Tage später: Ich hatte es endlich geschafft – 10 km in 38:34! Ich war der König!
Seit meinem ersten Wettkampf über 10 km in 2004 konnte ich die Zeit um 10 Minuten verbessern, war da noch mehr drin?
Und ob! Im darauf folgenden Jahr habe ich dann im Frühjahr den Marathon in Hamburg bei ziemlich warmen Temperaturen um 30 Sekunden verbessern können. Aber in diesem Jahr habe ich kein 10 km Rennen mehr über 40 Minuten absolviert. Aber der Marathon, der bereitete mir doch Sorgen. Irgendwie bin ich nicht in Lage bzw. habe ziemlichen Respekt vor den 42 km. Aber ich wollte es unbedingt versuchen, und das Training verlief auch wieder sehr gut. Meine HM Zeit konnte ich sogar auf 1:25:44 verbessern und auch die 10er Zeit schraubte ich auf 37:04. Nur halt der Marathon…. Köln sollte es noch mal sein. Zusammen mit zwei Lauffreunden sollte es gelingen, endlich die 3 Stunden zu knacken. Wobei das ja eine Verbesserung von 24 Minuten wäre. Aber mit diesen Zeiten aus der Vorbereitung muss das klappen. Es wurde eine absolute Katastrophe. Das Wetter war an diesem Tag absolut schlecht. Regen, starker Wind und kalt war es auch noch. Bis zum HM waren wir ganz gut unterwegs, knapp über 1:30 und dann habe ich kaltes Wasser an einer Verpflegungsstation getrunken. Mein Magen hat sofort rebelliert und sich mit Krämpfen bedankt. Nach 25 km musste ich aufgeben, habe noch in eine Mülltonne an irgend einer Ecke gekotzt und mich dann mit der Bahn in Richtung Ziel begeben. Ich wollte nie wieder Marathon laufen. Scheiß doch auf diese 3 Stunden.
Aber es kommt dann doch immer wieder anders. Es hat keine 3 Monate gedauert, da habe ich mich für den Hamburg Marathon angemeldet, den ich dann aber aufgrund einer Nasennebenhöhlen Entzündung nicht antreten konnte.
Wie diese Geschichte nun weiter ging, dafür gibt es diesen Blog. Hier habe ich berichtet über meine Steigerung im Marathon auf 3:10 in Frankfurt, meinen ersten Gesamtsieg in einem Wettkampf, den ich eigentlich gar nicht machen wollte.
Und so werde ich hier weiter schreiben, ob man mit zunehmendem Alter doch noch neue Bestleistungen bringen kann, wenn die Gesundheit mit macht oder vielleicht wird Laufmeister ja auch mal weiser und hat keinen Bock mehr auf Schinderei, wer weiß das schon.
Laufmeister – immer schön laufen lassen