Sonntag Morgen, mal wieder nur 5 Stunden geschlafen, aber überhaupt nicht nervös. Während des Frühstücks habe ich mir nochmals die Zeiten angeschaut, die ich laufen soll/will. Trainer hat gesagt, mit einem zügigen Dauerlauf beginnen!? Dies bedeutet einen Puls bis 170, da laufe ich aber schon eine Zeit von 4:15, das kann nicht sein. Daher habe ich die Zeiten ein wenig korrigiert. Ich will die ersten 7 km in einem Schnitt von 4:30 laufen, die zweiten dann im 4:15 Tempo und die letzten 7 und etwas mehr dann im HM-Renntempo, also 4:06. Ob das klappt?
Als ich mich auf den Weg mache, ist es noch Dunkel, und es beginnt wie auch Eimern zu regnen. Na super, wie letztes Jahr beim Marathon Regen und Wind. Meine Laune und Freude auf den Lauf sinken beträchtlich. Aber vielleicht geschieht ja noch ein Wunder (nicht wahr Tom). Als ich Richtung Messehallen gehe, treffe ich doch tatsächlich das erste Laufmonster. Es ist ebenfalls ein Wunder, es ist schon mächtig viel los, die Läufer für den 10 km Lauf pilgern Richtung Start, die Halbmarathonis pilgern Richtung Umkleiden. Am Eingang werden Mülltüten als Regenschutz verteilt, die Farbe könnte man als Leberwurst grau bezeichnen, egal, Hauptsache bis zum Start trocken bleiben. In der Halle treffen wir dann auch noch das dritte Laufmonster, direkt aus Kiel nach Köln und Daniel lief mit einer genialen neuen Bestzeit von 01:13:29 einen hervorragenden 22. Platz – herzlichen Glückwunsch nochmal.
Irgendwie haben wir ganz schön rum getrödelt, bleibt kaum noch Zeit, sich warm zu laufen, auch der Platz hierfür bis zum Start ist nicht vorhanden. Ich schaffe es aber trotzdem, meine geplanten 15 Minuten zu laufen und es hat aufgehört zu regnen. Im Startblock treffe ich dann Laufmonster Harald wieder, der auch mit einer neuen Bestzeit diesen HM in 1:22:39 immerhin unter die Top 100 Platz 96 erreicht. Auch hier nochmal Glückwunsch!
Und dann endlich der Startschuss und los geht es. In die Gefahr, dass ich zu schnell los laufe, komme ich gar nicht erst. Es ist so voll da laufe ich doch glatt den ersten km in 4:25. Cool. Dann lasse ich mich aber doch wieder ein wenig mitreißen und mein Tempo pendelt zwischen 4:15 und 4:29. Die ersten 7 km habe ich dann in 30:44 geschafft, einen Schnitt von 4:23 etwas schneller als geplant, aber der Puls liegt bei 166 und ich fühle mich wirklich sehr gut. Ich werde zwar von vielen überholt, aber ich denke mir, Euch hole ich noch. Dann beginnt Phase 2: Tempo etwas anziehen, aber nicht übertreiben, 4:12 und 4:15, sehr schön, dann auf einmal 4:07, ist mir gar nicht so bewusst, aber ich fange an, die Läufer vor mir einzuholen und zu überholen, das beflügelt und macht Spaß, aber ich nehme wieder Tempo raus. Die nächsten beiden km dann in 4:16 und 4:13. Nun geht es Richtung Rudolfplatz und hier ist die Stimmung riesig. Das spornt an und schon wird man automatisch schneller, auch wenn man das nicht will. Die zweiten 7 km bin ich in 29:07 gelaufen, einen Schnitt von 4:10. Natürlich zu schnell, aber ich fühle mich super. Ich überhole einen nach dem anderen. Nun beginnt Phase 3: Aber ab jetzt schaue ich nicht mehr auf die Uhr, ich laufe einfach und genieße es. Auf den Ringen kommt uns die Spitze entgegen, man sind die schon weit. Egal, ich renne weiter und überhole und überhole. Die Stimmung an der Strecke ist toll, zwar nicht überall, aber fast. Nun nur noch zum Dom, aber hier hat der Veranstalter einige fiese Ecken eingebaut und durch den Regen ist die Strecke doch sehr glatt und man muss höllisch aufpassen. Und dann das Kopfsteinpflaster am Rathaus ist auch nicht ganz ungefährlich. Hier muss man sich nochmals richtig konzentrieren und jeden Tritt richtig setzen. Der Anstieg zur Deutzer Brücke ist dann aber doch noch mal eine Anstrengung. Nun spüre ich zum ersten mal meine Beine, traue mich aber nicht, auf die Uhr zu schauen. Richtung Ziel geht es dann wieder runter und hier werde ich zum ersten Mal seit km 13 überholt. Macht nichts, ich fühle mich richtig gut und genieße den Jubel der Zuschauer und die Zeit im Ziel: 1:28:45, das ist für dieses Jahr sogar Bestzeit. Am Zielausgang gibt es eine Plastikfolie und natürlich eine Medaille. Von allen Seiten wird einem etwas zugesteckt, alles ziemlich perfekt organisiert. Jetzt erst einmal einen warmen Tee, dann was essen, ein Erdinger Alkoholfrei und dann ganz hinten in der letzten Ecke – ein richtiges Kölsch (Reissdorf), natürlich stehen meine Laufmonster Kollegen bereits hier. Ein perfektes Rennen für alle. Dann mal kurz die letzten Zwischenzeiten gecheckt und was sehe ich, ich bin die letzten 5 km jeweils unter 4:00 gelaufen. Perfekt. Auch der Puls hielt sich in Grenzen – Frankfurt kann kommen!!!!! Phase 3: 27:52 Schnitt: 3:59
So einen Crescendolauf kann ich jedem nur empfehlen, es macht richtig Spaß, baut Selbstbewußtsein auf, ist natürlich nicht für Bestzeiten geeignet, aber man kann schon ganz gut erkennen, wo man zur Zeit Leistungsmäßig liegt. Werde ich sicherlich in den nächsten Vorbereitungen wieder mit einbauen.
So, ich muss ins Bett, bin aber heute schon wieder unterwegs gewesen, so nochmal zum Auslaufen. Strecke: 12,31 km, Zeit: 01:09:47, Puls: 137, Pace: 5:40 😉
Laufmeister – immer schön laufen lassen
Das „Wunder von Köln“ passierte nicht wirklich. Aber der Regen nahm zumindest deutlich ab, oder? Ich saß derweil im Wintergarten und habe mir noch gedacht, dass wir am Vortag damit richtig Glück hatten.
Wind ja, aber kein Regen.
Wenn ich Deine Zeilen lese, dann denke ich immer, dass ich vielleicht auch mal richtig trainieren sollte. Aber einen Puls von 166 oder sogar 170 zu laufen – und das über eine so lange Zeit – traue ich mir gar nicht zu.
Aber ein wenig neidvoll sehe ich solche Zeiten schon. Unter 1:30 Stunden ist fantastisch. Sei stolz darauf. Und wenn dann so ein Lauf auch noch abläuft wie geplant (Crescendo), dann ist die Leistung ganz besonders hoch einzuschätzen.
Respekt, Sir!
Hey, echt klasse Lauf! Ist echt super zu merken, wie man während des Laufes einfach schneller wird ohne das man es merkt und vorallendingen spürt. Ich hoffe das Erdinger hat dir auch so gut geschmeckt wie mir 😀
Glückwunsch zu dieser Fabelzeit. Alles richtig gemacht.
LG
Steffen
Nochmals herzlichen Glückwunsch! War doch für uns alle eine tolle Sache und für Dich ein gutes Trainig und Motivation für Frankfurt. Da geht noch was!
LM Harald
Glückwunsch zu diesem schönen Lauf! Das klingt alles ganz toll und das Kölsch als Belohnung muß dann auch sein.
Gratulation zur neuen Bestzeit, nach deinem Bericht bist du ja in bestechender Form und das genau zum richtigen Zeitpunkt. Da bin ich mal auf die Marathonzeit gespannt.
> Na super, wie letztes Jahr beim Marathon Regen und Wind.
Hey, letztes Jahr war ich auch in Köln. Mein Halbmarathon war allerdings schon beendet, als es anfing zu regnen.
Nur meine Frau und unser Laufkollege mussten im Regen den Köln-Marathon 2008 laufen.